Interview mit Dr. Mario Lehmann, Laborleiter "Anorganische Analytik und Referenzen" am METAS

1. Was versteht man unter "Anorganische Analytik und Referenzen"?

Die anorganische Analytik befasst sich mit der Analyse von Elementen und anorganischen Verbindungen in organischen und anorganischen Materialien. Es können Metalle, Mineralien, Salze oder anorganische Verbindungen analysiert werden. Beispiele sind die Bestimmung des Iod-Gehalts im Brot, des Phosphorgehalts im Klärschlamm oder des Selengehalts in Blut. Sowohl qualitative als auch quantitative Analysemethoden werden eingesetzt, um die Zusammensetzung und Konzentration chemischer Verbindungen in Proben zu bestimmen.

Referenzen oder Referenzmaterialien sind Proben, die zur Überprüfung und Kalibrierung von Analysemethoden und Messgeräten verwendet werden. Sie werden häufig in der chemischen Analytik eingesetzt, um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit von Analysen zu gewährleisten. Referenzmaterialien, die von einem NMI (Nationales Metrologieinstitut) auf das SI-System rückführbar zertifiziert wurden, können die metrologische Rückführbarkeit einer Methode sicherstellen.

2.  Das Thema des World Metrology Day 2023 lautet: "Measurements supporting the global food system". Mit welchen Messungen kann das Labor "Anorganische Analytik und Referenzen" das globale Ernährungssystem unterstützen?

Unser Labor "Anorganische Analytik und Referenzen" kann das globale Ernährungssystem unterstützen, indem es hochpräzise Messungen durchführt, um die Qualität von Lebensmitteln zu gewährleisten. Ein mögliches Beispiel dazu ist die Bestimmung von Schwermetallen in Lebensmitteln, um sicherzustellen, dass diese innerhalb festgelegter Grenzwerte liegen und somit die Sicherheit für den Verbraucher gewährleistet ist. Ein weiteres Beispiel ist die Bestimmung der Konzentration von Mineralien in Lebensmitteln, um zu garantieren, dass sie ausreichende Mengen dieser wichtigen Nährstoffe enthalten.

Das Labor kann ausserdem zertifizierte Referenzmaterialien für Lebensmittelcharakterisierungen bereitstellen, um sicherzustellen, dass Messungen in verschiedenen Laboren zuverlässige Ergebnisse liefern und vergleichbar sind.

3. Was ist der Auftrag als nationales Referenzlabor? Welche Dienstleistungen erbringt das Eidgenössische Institut für Metrologie METAS im Bereich der Lebensmittelsicherheit?

Die Referenzlaboratorien sind Schaltstellen zwischen den mit den amtlichen Kontrollen beauftragten kantonalen Laboratorien und den europäischen Referenzlaboratorien. Sie stellen sicher, dass die Kontrolltätigkeiten harmonisiert erfolgen. Es koordiniert die Entwicklung und Implementierung von Methoden, leitet Informationen weiter, berücksichtigt neue Forschungserkenntnisse und unterstützt die zuständigen Behörden wissenschaftlich und technisch.

Wir sind das nationale Referenzlabor für chemische Elemente und Stickstoffverbindungen in Lebensmitteln. Im Auftrag des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen führen wir Analysen durch, bei denen hauptsächlich Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-MS) für Elemente und Ionenchromatographie (IC) für Nitrat und Nitrit zum Einsatz kommen.

4. An welchen Forschungsprojekten arbeitet das Labor "Anorganische Analytik und Referenzen" derzeit?

Unser Labor "Anorganische Analytik und Referenzen" arbeitet derzeit an mehreren Forschungsprojekten. Eines dieser Projekte wird in Zusammenarbeit mit dem Labor für "Organische Analytik und Referenzen" durchgeführt und befasst sich mit der Metrologie in der Lebensmittelsicherheit. Das Ziel ist es, das Portfolio an zertifizierten Referenzmaterialien zu erweitern, wie zum Beispiel das Molkenprotein WP-CBR001, das erste Referenzmaterial für chemische Analysen, das vom METAS zertifiziert wurde und nun bei Merck erhältlich ist.

Ein weiteres Projekt befasst sich mit der Verwendung von Phosphor aus Klärschlamm für die Herstellung von anorganischen Düngemitteln im Rahmen der Kreislaufwirtschaft. Dazu werden zunächst Standardmethoden für die Probenvorbereitung und Messung von Phosphor und toxischen Elementen in Klärschlamm nach Standardmethoden etabliert. Ziel ist es, die Metrologie in der Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, indem ein zertifiziertes Referenzmaterial aus Klärschlamm oder Klärschlammasche hergestellt wird. Darüber hinaus werden im nationalen Referenzlabor neue Methoden zur Analyse von Arsen-Spezies in Lebensmitteln validiert.

Letzte Änderung 17.05.2023

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https://www.metas.ch/content/metas/de/home/dok/publikationen/meldungen/wmd2023/interview_lema.html