Interview mit Dr. Peter Blattner, Chief Metrology Officer METAS

1. Was ist das Ziel des Welt-Metrologie-Tages?

Der 20. Mai ist der Welttag der Metrologie und erinnert an den Jahrestag der Unterzeichnung der Meterkonvention im Jahr 1875. Dieser Vertrag bildet die Grundlage für ein weltweit einheitliches Messsystem, dieses unterstützt die wissenschaftliche Forschung und Innovation, die industrielle Fertigung, den internationalen Handel, die Verbesserung der Lebensqualität und den Schutz der globalen Umwelt.

2.  Der diesjährige Welt-Metrologie-Tag widmet sich dem Thema "Messungen zur Unterstützung des globalen Ernährungssystems". Was haben die Metrologie und Ernährung miteinander zu tun?

Es gibt zahlreiche messtechnische Herausforderungen, die bewältigt werden müssen, damit das globale Ernährungssystem funktioniert. Einerseits gibt es die traditionellen metrologischen Themen wie der globale Handel aber auch der lokale Verkauf von Lebensmitteln. Beides bedingt einheitliche Messungen wie Gewicht und Volumen und bildet einen direkten Bezug zur gesetzlichen Metrologie. Auch bei der Verarbeitung und Lagerung von Lebensmitteln müssen typischerweise die Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Feuchte kontrolliert werden können. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Metrologie stark weiterentwickelt sowie auf neue Gebiete in der Chemie und Biologie ausgedehnt. Ein wichtiges Anwendungsgebiet ist dabei die Lebensmittelsicherheit: Unerwünschte Stoffe in Lebensmitteln können die Gesundheit gefährden. Zum Schutz der Konsumentinnen und Konsumenten ist der Gehalt solcher Stoffe in Lebensmitteln gesetzlich geregelt und die Lebensmittel werden auf diese Stoffe untersucht. Um die dafür notwendigen Untersuchungen durchführen zu können, werden standardisierte Messverfahren und international anerkannte Referenzmaterialien benötigt.

3. Welche Aktivitäten von METAS können direkt mit dem globalen Ernährungssystem in Verbindung gebracht werden?

METAS entwickelt neue metrologische Dienstleistungen in den Bereichen Biologie und Chemie wie rückführbare Messverfahren und zertifizierte Referenzmaterialien weiter aus, um den steigenden Bedürfnissen von Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft gerecht zu werden. Aufgrund dieser Kompetenzen hat das METAS verschiedene nationale Referenzlabore vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) übernommen. Die nationalen Referenzlaboratorien bilden die Schnittstelle zwischen den kantonalen, Labors amtlichen Lebensmittelkontrollen und den europäischen Referenzlaboren. Inhaltlich geht es unter anderem um chemische Verunreinigungen, die bei der Verarbeitung und Lagerung von Lebensmitteln entstehen können. Lebensmittel können aber auch durch Viren, wie zum Beispiel Hepatitis A und E, Noroviren oder Rotaviren kontaminiert sein. Auch hier verfügt das METAS über die notwendigen Kompetenzen als nationales Referenzlaborator. 

4. Gibt es noch weitere Themen am METAS die mit Lebensmitteln in Verbindung gebracht werden können?

Neben den eingangs erwähnten traditionellen metrologischen Themen, die am METAS seit langem etabliert sind gibt es spannende neue Themen. Zum Beispiel kann mit adaptiven Beleuchtungssystemen das optimale Wachstum von Pflanzen in Gewächshäusern erreicht werden. Dazu wird das optische Spektrum der Beleuchtung pflanzenspezifisch auf das Wachstumsstadium angepasst oder der Reifzustand kann mittels hyperspektralen Messmethoden ermittelt werden. METAS baut hier sein bereits bestehendes Know-how weiter aus. Ein weiteres Thema ist der Nachweis von gentechnisch veränderten Organismen mit international anerkannten Methoden. Auch in diesem Thema betreibt METAS ein nationales Referenzlabor. Schlussendlich analysiert das METAS im Auftrag des Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit Lebensmittel aus dem grenzüberschreitenden Verkehr, um beispielsweise die richtige zolltarifarische Einreihung zu bestimmen.

Sie sehen, das globale Ernährungssystem wird durch die Aktivitäten vom METAS breit abgestützt.

Letzte Änderung 05.06.2023

Zum Seitenanfang

https://www.bj.admin.ch/content/metas/de/home/dok/publikationen/meldungen/wmd2023/interview_cmo.html