L'umanista
Berna, 30.11.2016 - Discorso della consigliera federale Simonetta Sommaruga in occasione della festa per l'elezione del presidente del Consiglio degli Stati Ivo Bischofberger. Vale il testo parlato.
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Sehr geehrter Herr Ständeratspräsident, lieber Ivo,
Sehr geehrte Mitglieder der Eidgenössischen Räte,
Geschätzte Gäste
Wenn Ivo Bischofberger zu seinen Kolleginnen und Kollegen im Ständerat spricht, sagt er manchmal etwas Seltsames:
Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.
Das ist Altappenzellisch und heisst: Was auch immer du tust, tu es klug und bedenke die Folgen.
Es zeichnet Ivo Bischofberger aus, dass er diese Phrase nicht bloss benutzt. Er richtet sein Handeln nach ihr aus.
Wir feiern deshalb heute einen besonderen Menschen. Und wir feiern jemanden, der einer raren Gattung angehört. Und vielleicht verschwindet sie bald ganz. Ich meine die Gattung der bescheidenen Politiker.
Ivo Bischofberger dient einer Sache, ohne dass die Sache auch ihm dienen muss. Im Zeitalter der permanenten Selbstdarstellung, der Selfies und der Homestories, erscheint ein Mensch wie Ivo deshalb wohltuend anders. Denn er legt Wert auf Diskretion und auf Privatsphäre.
Heute wird seine Bescheidenheit allerdings auf eine harte Probe gestellt. Heute richten sich alle Scheinwerfer auf ihn. Für einmal läuft Ivo der Menge voraus. Er hat hierfür nicht die Ellbogen ausgefahren. Und er hat sich auch nicht auf die Mikrophone der Journalisten gestürzt.
Denn Ivo Bischofberger redet nur, wenn er etwas zu sagen hat. Auch das zeichnet ihn aus.
Sein eigener Weg
Ivos Vorgänger im Ständerat war Carlo Schmid.
Carlo Schmid hat Appenzell-Innerrhoden 27 Jahre vertreten. Ivo Bischofberger hat nie versucht, ihn zu imitieren. Er hat nie versucht, in Carlo Schmids Fussstapfen zu treten. Er ist seinen eigenen Weg gegangen und hat selber Spuren hinterlassen.
So erleben wir heute im Parlament einen vielsprachigen Appenzeller, einen Freund des Frühenglischen und Verteidiger des Forschungsstandorts Schweiz.
Wir erleben einen Politiker, der über die Parteigrenzen, Kammern und Regionen hinweg nach Lösungen sucht.
Wir erfreuen uns an einem Mann der leisen und der feinen Töne. Das widerspiegelt sich auch in den Rugguserli, die er für den musikalischen Rahmen dieser Feier ausgewählt hat.
Und wenn man den Bogen von der Politik zum Ruggusele spannen möchte, dann ist Ivo sicher nicht der Vorjodler. Er ist eher einer, der "grad hebet", der Boden gibt.
Nicht zuletzt ist Ivo aber auch ein kluger Stratege, der geschickt das Terrain ebnet, um seinen Zielen näher zu kommen.
Noch nie - ich wiederhole: noch nie - ist er mit einem Vorstoss gescheitert. Das mag auch damit zusammenhängen, dass Ivo zwar gerne über Philosophie und Geschichte sinniert, aber gleichzeitig über detaillierte Kenntnisse in sehr technischen Dossiers verfügt.
Der Zauberer
Im Namen Bischofberger klingt der Bischof an, der Hirte. Dans Bischofberger il y a le mot berger. Die Frage liegt darum auf der Hand: Wer, wenn nicht Ivo Bischofberger, soll die vielen Persönlichkeiten im Ständeratssaal zusammenhalten?
So war es auch bei der Debatte um die Umsetzung der Zweitwohnungs-Initiative. Niemand im Saal durchschaute die Formel, um den Anteil Zweitwohnungen in Hotels zu berechnen. Im Saal wurde es unruhig, die Ratsmitglieder begannen zu murren, und meine geschätzte Kollegin Doris Leuthard seufzte.
Nur einer behielt den Überblick: Ivo Bischofberger, der Pädagoge, ehemalige Rektor und Gymnasiallehrer aus Oberegg. Der Zauberstab, mit dem er das grosse Rätsel des Schweizer Zweitwohnungsbaus auflöste, war eine simple Excel-Tabelle.
Die Gemeinschaft
Nicht umsonst hat Ivo Bischofberger etwas gemeinsam mit einem anderen Zauberer - mit Harry Potter.
Mit mir allerdings auch, mit Niklaus Meienberg und Carlo Schmid ebenfalls: Wir sind alle im Internat ausgebildet worden. Wir haben Stunden still vor uns hin gelernt fernab vom Lärm des Weltgeschehens.
Ivo Bischofberger war in St. Antonius. Man hat mir gesagt, dass die Schüler von St. Antonius das Privileg, jeden Tag ein paar Stunden ausserhalb der Zeit zu leben, auch heute noch haben. Silentium, das gibt es also noch.
Ich ging während meiner Zeit als Internats-Schülerin jeweils abends nach Hause. Uns Mädchen war es nicht erlaubt, im Internat zu schlafen. Ivo Bischofberger hingegen durfte bloss einmal im Monat nach Hause. Das heisst: Zwischen 13 und 20 hat er den Grossteil seiner Nächte zusammen mit rund 120 anderen Schülern im selben Schlafsaal verbracht. Vielleicht stammt sein Bedürfnis nach Privatsphäre aus dieser Zeit?
Darüber hinaus hat ihm seine humanistische Ausbildung in St. Antonius viel gegeben. Zum Beispiel das Gefühl, einer Gemeinschaft anzugehören. Oder auch die Tugend, einen Dialog führen zu können. Oder das Wissen, dass in der Meinung des anderen auch immer ein Stück Wahrheit steckt.
Der Ständerat
Ausser der Zeit im Internat haben Ivo und ich weitere Dinge gemeinsam. Zum Beispiel haben wir uns den Luxus geleistet, nicht Jus zu studieren. Sie kennen die Folgen: Ivo wurde in Appenzell-Innerrhoden Gerichtspräsident, ich wurde Justizministerin.
Zudem verbindet uns die Zeit im Ständerat. Ivo Bischofberger ist direkt in die kleine Kammer gewählt worden, ich ging den Umweg über den Nationalrat. Aus heutiger Sicht scheint es mir nur logisch, dass Ivo keine Lehrjahre im Nationalrat gebraucht hat. Er ist gemacht für den Ständerat, denn er lebt dessen politische Kultur. Er verkörpert das Gleichgewicht.
Im Namen des Bundesrat gratuliere ich Ihnen, Ivo Bischofberger, von Herzen zur Ihrer Wahl. Sie haben einst Geschichte unterrichtet. Jetzt gehen Sie selber in die Geschichte unseres Parlaments ein.
Und was immer Sie auch tun: Bleiben Sie Zauberer. Und folgen Sie Ihren Überzeugungen wie die Hirten ihrem Stern.
Et respice finem.
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Ultima modifica 06.06.2024